Für mich keine Frage. Meine Philosophie beim Umsetzen von Websites mit WordPress war und wird immer sein, so nah am Kern zu bleiben wie möglich. Mit Kern ist WordPress gemeint. Für eine Funktionalität, die in WordPress selbst verfügbar ist, würde ich kein Plugin bemühen, und auch kein so genannten „Premium“ Theme. Das kostet ja alles – nicht unbedingt (nur) Geld – sondern auch Zeit, Performance und im ungünstigen Fall Sicherheit.
WordPress ist Open Source und kostenlos. Man MUSS dafür kein Theme kaufen, und auch keinen PageBuilder. Es ist heute alles in WordPress drin, was man für den Betrieb einer frei gestaltbaren Website braucht.
Es gibt Anbieter, die seit vielen Jahren WordPress-Websites anbieten, und dabei über die Jahre immer dieselbe Vorgehensweise haben. Man kauft ein Theme bei Themeforest (manche nehmen auch immer dasselbe, Avada oder Enfold zum Beispiel) mit inkludiertem Pagebuilder und baue damit in gewohnter Weise (resp. inportiert Demo-Content, schreibt die Texte um und tauscht die Bilder aus). Das funktioniert sicher, und immer noch, zudem macht Routine ja auch schneller, keine Frage. Aber es ist nicht the WordPress Way.
Andere schwören auf Themes wie Astra, Kadence (war auch mal mein bevorzugtes Theme, als es noch keine Block-Themes gab) oder GeneratePress und verwenden für die Inhalte wahlweise Elementor, oder auch mal den Block Builder. Die Layout-Anpassung erfolgt dann über den Customizer. Block Themes hingegen werden nicht mehr über den Customizer angepasst, sondern über den Site-Editor. Mittlerweile gibt es auch hier eine Live-Vorschau, und man muss ein Theme nicht erst aktivieren, bevor man damit Anpassungen durchführen kann.
Themeforest-Themes mit den verbundenen Plugin-Empfehlungen und integrierten Pagebuildern und Slidern sind nicht meine Wahl (natürlich spielt hierbei eine Rolle, dass ich alles, was eine Website erfüllen soll, ggf. selbst bauen oder mich einzeln darum kümmern kann). Warum soll ich WooCommerce installieren, wenn ich keinen Webshop betreibe? Warum soll ich mir Slider auf’s Auge drücken lassen, wenn ich sie aus Performancegründen gar nicht verwenden will…?
Wie vielen Usern es wohl passiert, dass sie für den Rest ihres Website-Betreiber-Daseins abhängig gehalten werden von WPBakery oder sonstigen Page Buildern, von einem Theme mit 1000 Options und 90% Ballast den sie nie brauchen werden…? Sie wissen nicht, wo Theme und / oder PageBuilder anfangen und WordPress endet. Sie sind sich dessen nicht bewusst, dass WordPress selbst die kostenfreie Alternative sein kann, sowohl durch eines seiner Standardthemes als auch mit dem Block-Editor und seinen Gestaltungsmöglichkeiten sowohl von Inhalt, als auch dem gesamten Layout der Website.
Nein, man benötigt für WordPress keinen zusätzlichen Pagebuilder wie WPBakery page builder, Elementor, Brizzy, Beaver Builder, Divi, Fusion oder wie sie alle heißen. Die Verwendung ist optional, allerdings nicht mehr, wenn man seine gesamten Inhalte damit gebaut hat. Ein Wechsel ist dann nicht mehr möglich, ohne die damit erbrachte gestalterische Arbeit an seinen Seiten und Beiträgen zu verlieren.
Klar, wer einen Slider auf seiner Website haben möchte, braucht dafür nach wie vor ein Plugin. Doch hat er dann immerhin die Wahl.
Auch wer mit dem Block-Editor arbeitet, kann sich von Drittanbietern abhängig machen, wenn er statt WordPress-Core-Blocks deren Block-Sammlungen einsetzt, was im Falle von Abomodellen mit regelmäßigen Kosten verbunden ist. Es kann durchaus sinnvoll sein, zusätzliche Blöcke zu verwenden. Hierbei würde ich mich allerdings vordergründig Seiten / Landingpages spezifizieren (z.B. für besondere Effekte). In Blogbeiträgen sollte man mit nativen Blöcken auskommen. Dann fällt einem am Ende auch eine Umstellung nicht schwer, denn ein paar Seiten lassen ich ja leichter mal durcharbeiten, als 100erte von Blogbeiträgen.
Es ist keine Neuigkeit, dass ich weder Pagebuilder noch 1000 Options Multipurpose-Themes mag. Sie fressen nicht nur zusätzlich Ressourcen, sie verfälschen auch das Verständnis für WordPress. Sie bringen eine Menge Overhead mit, und sie machen abhängig. Wer z.B. auf Elementor Pro setzt, zahlt Jahr für Jahr für eine Funktionalität, die es in WordPress gar nicht (mehr) braucht. Man kann einen benutzten PageBuilder ja nicht einfach deaktivieren, und mit dem WordPress-Editor weitermachen.
Das bedeutet, einmal fremder PageBuilder, immer fremder PageBuilder. Die Alternativen sind, alles, was einst mit einem PageBuilder gemacht wurde, nochmal neu zu machen, oder von vorne anzufangen.
Tolle Chancen für neue Projekte
Nicht mehr nur der PageBuilder (Block Builder / Gutenberg in WordPress oder externer PageBuilder) macht einen Unterschied. Mit einen geeigneten (Block-Theme) kann man alle Teile seiner Website frei(!) mit dem Block-Editor gestalten. Dazu gehören auch Header, Footer, und wenn man so will, auch eine Sidebar (oder auch jeweils mehrere davon).
WordPress (Full) Site Editing hat – unabhängig vom Theme das man verwendet – keine Grenzen. Man kann sich einen komplett eigenen Header und Footer anlegen und reinpacken was man möchte, ohne WordPress zu verlassen. Man kann auch den bestehenden Header oder Footer nach eigenen Wünschen erweitern und gestalten.
Das tolle an FSE ist, dass man uneingeschränkt ist in dem, was man in den Templates und Templateteilen drin haben möchte. Man kann außerdem differenzieren nach (fast) allem (und Templates im Site-Editor anlegen, da sie physisch gar nicht existieren müssen): Inhaltstypen, Archivtypen, und dort auch wieder eigene Header und Footer anlegen und gestalten. Selbst für eine einzelne Seite (z.B. als Landingpage) kann man im Site-Editor on the fly ein eigenes Template vorsehen, das den Rest der Website nicht tangiert.
Dieses hohe Maß an Flexibilität und Skalierbarkeit können selbst die beliebtesten „Premium“ Multipurpose-Themes mit 1000 Options nicht bieten. Stattdessen verbauen sie Betreibern das zu nutzen, was WordPress alles kann und noch können wird. Zudem werden sie mit steigendem Funktionsumfang kompliziert und fehleranfällig.
Zeit sich einzuarbeiten
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass sich von einem Classic Theme auf FSE einzustellen ein Umdenken und -lernen bedeutet. Die Zeit dafür will auch erstmal aufgebracht werden. Doch auch mit zugekauften Komponenten muss man sich schließlich befassen, will man damit gute Ergebnisse erzielen.
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